Was wir im vergangenen Monat machen konnten, haben wir getan. Was wir in den Monaten davor heimlich machen konnten - so, dass nicht in den letzten Wochen des Wahlkampfes Papiere darüber an die Öffentlichkeit kommen, was wir planen - haben wir getan. Wir haben das Geheimnis bewacht, während wir unterdessen wussten und Ihr wusstet, dass wir uns, falls der Wahlsieg kommt, nachher sehr zusammennehmen und zu arbeiten anfangen müssen - dass wir noch nie solche Probleme hatten. Wir haben die politische Einheit seit vorigem Sommer bewahrt, und dahinter sozusagen die fachliche politische Einheit, wie noch nie in den vergangenen Jahren, vielleicht niemals. (...) Wir treiben uns gegenseitig in den Wahnsinn in manchen Punkten, dass wir die notwendige Menge Geld zusammenkratzen können.
(...)
Wir haben fast keine Wahl. Wir haben keine, weil wir's verschissen haben. Nicht ein bisschen, sondern sehr. In Europa hat man so eine Blödheit noch in keinem anderen Land gemacht, wie wir gemacht haben. Das kann man erklären. Wir haben offenbar die letzten eineinhalb-zwei Jahre durchgelogen. Es war ganz klar, dass nicht wahr ist, was wir sagen. Dass wir dermaßen jenseits der Möglichkeiten des Landes sind, wie wir es uns nie vorher von der gemeinsamen Regierung der Ungarischen Sozialistischen Partei und der Liberalen vorstellen konnten. Und was haben wir sonst während der vier Jahre gemacht? Nichts. Ihr könnt keine einzige bedeutsame Regierungsentscheidung nennen, auf die wir stolz sein können, außer jener, dass wir zum Schluss die Regierungsarbeit aus der Scheiße gefahren haben. Nichts. Wenn wir vor dem Land Rechenschaft ablegen müssen, was wir in den vier Jahren gemacht haben, was sagen wir dann? (...)
Kinder, wir sind nicht perfekt. Überhaupt nicht. Wir werden's auch nicht sein. Ich kann Euch nicht sagen, dass alles in Ordnung sein wird. Ich kann Euch nur sagen, was ich im vergangenen einen Jahr gesagt habe: Dass (wir tun werden), was wir ehrenhaft machen können, was wir fähig sind zu tun. Denn wir spielen keine Extra-Matches, weil wir unsere Energien nicht dafür verwenden, herumzuscheißen, es gibt keine eigenen Interessen, was unter uns sowieso die Öffentlichkeit nicht ertragen würde, weil es nicht irgendwas ist, was ich mit Euch zu Wege bringen will.
(...)
Es ist keine Reform, dass die anderen sich ändern sollen. Es ist keine Reform, dass wir uns so rausstellen und dem Volk das Mantra vorsagen. Die Reform ist, dass wir bereit sind, es in einer ganzen Reihe von Bereichen anders zu bewerten, was wir bisher gedacht und getan haben. Im Vergleich zu dem ist die Aufgabe der ersten Monate, die Aufgabe der Korrekturen, nur ein simpler Zwang, das muss ich gestehen. Ihr irrt Euch, wenn Ihr denkt, dass Ihr die Wahl habt. Ihr habt sie nicht. Ich habe sie nicht. Heute besteht höchstens die Wahl, ob wir versuchen zu beeinflussen, was passiert, oder das ganze Zeug uns auf den Kopf fällt. Unsere Lösung ist sicher nicht vollkommen, Ihr habt Recht, sicher nicht - aber wir wissen keine bessere. (...)
Aber man muss nicht deswegen Politiker sein, weil man von dem so super leben kann. Weil wir schon vergessen haben, wie es ist, Autopolierer zu sein. Sondern deswegen, weil wir diese Sachen lösen wollen. (...) Wir müssen losgehen. Wir müssen wissen, was wir tun wollen. Die ersten paar Jahre werden furchtbar sein, sicher. Es ist völlig uninteressant, dass (nur) 20 Prozent der Bevölkerung für uns stimmen werden. (...) Was wäre mal, wenn wir nicht unsere Popularität verlieren, weil wir Arschlöcher zueinander sind, sondern weil wir große gesellschaftliche Dinge machen wollen? Und es ist auch kein Problem, wenn wir dann für einige Zeit unsere Popularität in der Gesellschaft verlieren. Wir werden's dann eben wieder zurückgewinnen. Weil sie es einmal verstehen werden."
gagalop - 18. Sep, 17:04